Utopia-Expansion

Vor etwas mehr als zweihundert Jahren hatte man auf der Erde ein wachsendes Problem mit der Überbevölkerung. Die Medizin wurde immer besser, die Nahrungsmittel immer sauberer und gesünder und mit den richtigen Medikamenten war beinahe alles heilbar. Die Sterberate ging drastisch zurück, das Durchschnittsalter der Leute stieg an und man baute inzwischen mehr nach oben als in die Breite. Es wäre wohl noch schneller so gegangen, wenn die Geburtenrate ebenfalls angestiegen wäre, doch durch Vereinsamung, Medien und Technologie rückten die Menschen voneinander ab und stellten astronomische Ansprüche. Es gab kaum noch funktionierende zwischenmenschliche Beziehungen, jeder dachte nur an sich selbst und Liebe war ein Begriff aus Filmen, ebenso wie das Wort ›glücklich‹. Das Raumfahrtprogramm der führenden Regierung hatte in einem angrenzenden Sternensystem eine kolonialisierbare Welt entdeckt und man war in der Raumfahrttechnik bereit für einen Versuch.

In dieser Zeit lebte ein Astrophysiker namens Henry Earl Mutten. Mutten hatte mithilfe eines neuartigen Teleskops ein für damalige Verhältnisse weit entferntes Sternensystem entdeckt, in dem sich ein Planet befand, der lebensfreundlich war. Hätte er diese Welt zehn Jahre früher gefunden, wäre es niemandem aufgefallen. Doch die Raumfahrtforschung hatte fortschrittliche Triebwerke und verbesserte Shuttles entwickelt, mit denen man innerhalb weniger Wochen bis zum Pluto gelangen konnte. Dadurch war Muttens Entdeckung wesentlich interessanter für die Regierung. Der Gedanke einer Besiedlung dieser neuen Welt kam recht schnell, und es gab schon immer viele wohlhabende und exzentrische Unternehmer, die ihr Geld bereitwillig für derlei Pilotprojekte ausgaben. Mit einigen Milliarden von Finanzierungshilfen war die Regierung in der Lage, die Expansionsgruppe zu gründen. Mehrere gewaltige Transportschiffe, die mit Hunderttausenden von Passagieren über ein paar Jahre in das neue Sternensystem fliegen sollten. Armut, Abenteuerlust und Neugier trieben ausreichend Freiwillige an Bord, um die Bevölkerungszahlen vorläufig zu stabilisieren.

An diesem Punkt war die Regierung durchaus dazu bereit, all die hoffnungsfrohen Kolonisten zu opfern, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Berechnungen waren jedoch allesamt von Mutten selbst durchgeführt worden und er war ein Genie. Nach dreieinhalb Jahren erreichte das erste Schiff den geplanten Wegpunkt. Die angedachte Welt, die man vorläufig als Eden Alpha betitelt hatte, war leider kaum mehr als ein schwebender Felsbrocken ohne nennenswerte Atmosphäre. Sie waren im benachbarten Kendar-System gelandet. Der Planet wurde in ›Failure‹ umbenannt, nach dem englischen Begriff für Fehlschlag.

Muttens bester Student bemerkte den Fehler und extrapolierte einen neuen Kurs. Es dauerte drei weitere Monate, bis sie hier ankamen. Sie landeten auf dieser Welt und da sie sehr grün und voller Energie war, nannte man sie Utopia Beta. Es erforderte einige Jahre, um die ersten Ansiedlungen zu errichten und soliden Ackerbau zu betreiben.

Ähnliche Einträge

Die Commander-Reihe